Veranstaltung
Ramona Bölke vor ihrem Backofen
Ostern 2009 war viel los in Bad Freienwalde und Umgebung. Die meisten zog es jedoch nach Zollbrücke zum Ziegenhoffest bei Rubins, zur Oder und zum Theater am Rand. Die Touristen kamen hauptsächlich aus Berlin und Umgebung . Es wurde viel gekauft an einheimischen Lebensmitteln, wie Ziegenwurst ,Käse u.ä. Der Renner jedoch war das Brot, dass im Holzbackofen von Ramona Bölke in Neulietzegöricke gebacken wurde. Es reichte gar nicht aus, so groß war die Nachfrage. Mit ihr verabredete ich mich an einem schönen Mainachmittag und staunte nicht schlecht, als sie mich in Kolonistentracht und mit frischem Brot und Streuselkuchen empfing. Vor einem Jahr hat sie den alten Holzbackofen wieder in Gang gesetzt. Nach dem sie den Ofen mit Holz auf eine Temperatur von ca. 250 Grad gebracht hat, wird die Asche und Glut entfernt und etwa 30 Brote in den Ofen geschoben. Nach 40 Minuten sind sie fertig gebacken und danach kommt der Kuchen noch für 15 Minuten in den Ofen. „Wir hätten gar nicht gedacht, dass wir so viele Nachfragen für unser Brot haben. Häufig werden wir mit unserem Stand zu Dorffesten eingeladen “, erzählte sie mir bei einer Tasse Kaffee und dem noch warmen, wohlschmeckenden Kuchen. Ich freute mich, dass sie zusagte, auch beim Herbstfest des Hauses der Naturpflege ihr leckeres Brot zu verkaufen.
Das hätte Kurt Kretschmann gefreut, denn er war es, der 1977 mit seiner Interessengemeinschaft Denkmalpflege die Menschen aufrief, ihre historischen Backöfen wieder herzurichten und für Dorffeste auch wieder zu backen. Bereits 1960 hat Walter Weiß in einem Beitrag des Heimatkalenders vom Feldbackofen in Gabow berichtet, der bis 1945 noch in Betrieb war und 1960, fast verfallen, in Vergessenheit zu geraten drohte. Früher hat sich das halbe Dorf darum versammelt, wenn das Brot gebacken wurde. Die Leute erzählten sich dabei die neuesten Geschichten.
Heute ist der Feldbackofen wieder ein Schmuckstück des Dorfes. wie mir Herr Horst Ewald erzählte. 1988 wurde er zur 650 Jahr-Feier von Gabow von Wilhelm Barsch wieder instand gesetzt. Seitdem wir hier zu Festen des Dorfes, Vereinsfeiern sowie auch für Familienfeste wieder gebacken. Der Ofen wird von Horst Ewald mit Holz etwa 2-3 Stunden auf die richtige Temperatur gebracht und danach wird Brot, welches von Bäcker Kalk aus Neuenhagen als Rohteig geliefert wird, gebacken. Allerdings entsteht hier auch leckerer Kuchen, zubereitet von den Frauen des Ortes, sowie ein Fleischbraten in dem Ofen.
Die Saison wird in jedem Jahr zu Himmelfahrt mit einem Gottesdienst mit Bläsergruppe und Chor und anschließendem gemeinsamen Essen eröffnet und endet in der Regel im Herbst mit dem Pflaumenkuchenessen der Gruppe des Oberbarnimer Kulturvereins. 2004 wurde mit Mitteln der EU das Gelände um den Backofen mit Carport und Bodenpflaster neu gestaltet, so dass es sich hier am Rande der Gabower Hänge wunderschön sitzen lässt.
Die Interessengemeinschaft Denkmalpflege ermittelte nach 1977 etwa 70 historische Backöfen im damaligen Bezirk Frankfurt /Oder, die zum großen Teil recht defekt waren. Darunter waren auch drei Backhäuser in Beiersdorf. Eins davon habe ich im Mai besichtigt. Es war das seit drei Jahren wieder rekonstruierte Backhaus von Joachim Huwe, das am Rande seines wunderschönen Bauernhofes liegt. Es ist geplant hier auch wieder zu backen und die Familienfeste im Vorraum zu feiern.
Backhaus J. Huwe
Es wäre sehr interessant, den Spuren der historischen Feldbacköfen, wie sie 1977 ermittelt wurden, bis heute nachzugehen. Bereits die Geschichte der drei von mir untersuchten Beispiele ist eine Erfolgsgeschichte, die zu mehr Heimatverbundenheit und Gemeinschaftssinn führt.