Protokoll

zum Workshop am Samstag, 20.02.2016 zum Thema: „Wie steht es um unsere Böden“ im Haus der Naturpflege

 

10.00 Uhr Begrüßung der Teilnehmer durch Frau Götter, Geschäftsführerin des Hauses der Naturpflege“

Vorstellung der Teilnehmer, insgesamt 20 Teilnehmer, davon 5 Referenten. Unter den Teilnehmern waren Landwirte, interessierte Kleingärtner, eine Professorin und 1 Student der HNE Eberswalde, ein Diplomchemiker (hat Erfahrung mit Böden)

10.15 Uhr Einführungsvortrag

Dr. Thomas Schatz, Büro für Boden und Landschaft Berlin

Gefährdung und Schutz der Bodenfruchtbarkeit in Brandenburg: Ein Überblick“

Herr Dr. Schatz erläutert die Entstehung der Brandenburger Böden. Relief und geologischer Untergrund sind geprägt durch die während der letzten Kaltzeiten mit den Gletschern herantransportierten Sedimente, die aus dem Ostseeraum und Skandinavien stammen. Für unseren Raum ist der letzte Abschnitt, die sog. Weichselkaltzeit bestimmend gewesen. Die Landschaft ist geprägt von den Elementen der glazialen Serie, die Gletscher und Schmelzwässer hinterlassen haben: Grund- und Endmoränen, Sander und Urstromtäler bilden die Grundlage für das Verbreitungsmuster der Böden.

Gegen Ende der Kaltzeit und mit Beginn der bis jetzt andauernden Warmzeit entwickelten sich Böden und Vegetation. Nach anfangs arktischer Pflanzenwelt etablierten sich Wälder, mit wechselnder Baumartenzusammensetzung, in die vor etwa 6000 Jahren der Mensch der Jungsteinzeit erste Rodungsinseln schlug und ackerbaulich nutzte. Bereits in dieser Zeit trat auf den nicht mehr waldgeschützten Ackerflächen Bodenerosion auf und veränderte die Böden. Auf vegetationsgeschützten Flächen dominierten stattdessen Prozesse der Bodenbildung wie Humusanreicherung, Verwitterungs- und Auswaschungsprozesse. Auf den meisten Flächen Brandenburgs wechselten in den folgenden Jahrtausenden bis heute Phasen der Landnutzung und der Waldbedeckung ab und in den Sedimenten der Weichselkaltzeit bildete sich unsere heutige Bodenlandschaft heraus. Ertragsstärkere lehmige Böden finden sich überwiegend in den jüngeren Sedimenten der Uckermark, ertragsschwächere sandigere Böden in den Urstromtäler und auf den Sanderflächen. Einen Sonderfall stellt das Oderbruch dar, in dem weite Bereiche mit den besten Böden der Region neben Sanden und Niedermoorböden zu finden sind.

Für die landwirtschaftliche Nutzung ist der kleinräumige Wechsel der Bodeneigenschaften von Bedeutung. So weisen Kuppen und Senken schon bei geringer Hangneigung infolge Jahrhunderte langer Bodenerosion stark unterschiedliche Eigenschaften auf.

Dr. Schatz erläutert den Zusammenhang zwischen Bodenfruchtbarkeit und Bodenbestandteilen:

Boden besteht etwa zur Hälfte aus festen Bestandteilen (weit überwiegend mineralischen und i.d.R. unter 10% organischen) und etwa zur Hälfte aus dem Porenraum, der mit Wasser oder Luft gefüllt sein kann.

Die Mineralien kommen in verschiedenen Teilchengrößen vom feinsten Ton über Schluff bis zum grobkörnigen Sand vor. Außer dem Anteil dieser verschiedenen Bestandteile ist die Zusammenlagerung der Teilchen –das Bodengefüge- für die Luft-, Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanzen und damit die Bodenfruchtbarkeit entscheidend. Damit sich die einzelnen Teilchen als stabile Krümel zusammenfügen ist ein möglichst hoher Humusgehalt und ein aktives Bodenleben wichtig.

  • Humus speichert und bildet Nährstoffe,

  • verbessert den Wasserhaushalt,

  • schafft eine bessere Bodenstruktur,

  • puffert den pH Wert,

  • ist Nahrung für Mikroorganismen.

Die Organismen im Boden bilden ein kompliziertes Netzwerk von spezialisierten Bakterien, Pilzen, Einzellern, Algen, Würmern, Springschwänzen etc., die alle am Stoffumsatz beteiligt sind. Das Problem ist, dass wir durch die intensive Bodenbearbeitung dieses Wirkungsgefüge bereits empfindlich gestört haben. Besonders empfindlich sind dabei die Regenwürmer, die durch zu intensive Bodenbearbeitung vor allem mit schnell rotierenden Geräten stark beeinträchtigt werden. Andererseits kann der Landwirt die Regenwürmer und das Bodenleben durch Zufuhr von organischem Material (z.B. Stallmist, Gründüngung) und Wahl der geeigneten Bodenbearbeitung und des richtigen Zeitpunkts fördern.

Woran erkennt man fruchtbaren Boden?

Eine einfache Methode für den Landwirt und den Gärtner ist die Spatendiagnose. Dabei kann man u.a. die Durchwurzelung und das Bodengefüge, das im Idealfall eine Krümelstruktur bildet, sehr gut erkennen.

Herr Behm ergänzt die Ausführungen durch seine Erfahrungen mit der Mulchmethode

 

11.30 Uhr Jens Petermann, Geschäftsführer der Produktivgesellschaft Dannenberg mbH

Meine Erfahrungen mit neuen Methoden zur nachhaltigen Steigerung der Bodenfruchtbarkeit in der konventionellen Landwirtschaft

Herr Petermann stellt den Teilnehmern seinen Betrieb in Dannenberg vor. Die Produktivgesellschaft verfügt über 750 ha Ackerland und 50 ha Grünland mit einer Ackerzahl von 31( stark wechselnde Böden von leicht bis lehmig), hat 150 Milchkühe, betreibt einen Hofladen und hat 14 Mitarbeiter.

Als er 2007 die Einrichtung übernahm, stellte er sehr extreme Stellen der Bodenerosionstätigkeit in seinen Flächen fest. Das führte ihn zu einem Umdenken der bisher durchgeführten Ackerflächenbearbeitung.

Ursache sieht er im Rückgang der der Bodenpilze und der Zerstörung der Ca-Brücke zwischen Ton- und Humusteilchen, die entscheidend für die Bodenstruktur ist.

Ursachen sieht Herr Petermann u.a.

- in einer falschen Düngung

- Einsatz von Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden

- in Monokulturen, schlechte Fruchtfolgen

- zu hohem Bodendruck durch schwere Technik

Seine Erkenntnisse:

- Die Mikroorganismen brauchen 365 Tage im Jahr Nahrung

- Gräser sind wichtig für Pilzkulturen

- ein Klee- Grasgemisch fördert die Krümelstruktur

- Grubbern statt pflügen

Seine Maßnahmen:

- Verzicht auf Pflanzenschutz bei Raps seit 3 Jahren, Erträge sind zwar etwas geringer, der Boden aber besser

- grüne Untersaaten unter Kulturen (Bsp. Kleegras unter Mais) fördern Bodenstruktur

-Ausgeklügelte Düngesyteme, die Nahrung direkt an Pflanzen bringen

- im Herbst und Frühjahr maximaler Bodenaufbau

 

13.30 Uhr Jörg Forhoff, Gartenbauingenieur, Bad Freienwalde

 „Die Vielfalt der gärtnerischen Erden und Substrate und Ihre Problematik“

Abriss über die Vielzahl der Kulturen und die Notwendigkeit der entsprechenden Substratvielfalt? Torfprodukte und Ihre Vermeidung.

Fehler bei der organischen Düngung und Möglichkeiten der Bodenverbesserung im Kleingarten

 

Ansprüche des Gärtners an die Erden:

  • Sie müssen ein gutes Porenvolumen haben; d.h. ein gutes Wasserhaltevermögen

  • Der pH Wert musspassend für die entsprechende Kultur sein

Bsp. Rhododendron- sauer, Olivenbaum – neutral

  • Die Salzkonzentration ist abhängig von der Kultur, die man anbauen will

Bsp. Anzuchterden- nährstoffarm

Hohe Salzkonzentration für Strandflieder oder Dattelpalmen

Viele verschiedene Erden im Angebot, man kann sich für die meisten Kulturen spezielle Erden kaufen. Es reicht aber auch eine gute Standarderde Ode der eigen Kompost, dem man 2-3 Komponenten zumischt, auf Torf kann dabei verzichtet werden, in dem man Holz, Kokosfasern oder Lava gemahlen in die Erden einbringt. Torffreie Erde wird heute auch mit Resten der Champignonproduktion hergestellt.

Als Kleingärtner sollte man den Boden gut Mulchen. Rasenschnitt ergibt eine gute Stickstoffdüngung, denn Gräser haben ein C:N Verhältnis von 10-15, dagegen haben Holzabfälle ein weites C-N Verhältnis und entziehen der Pflanze eher den Stickstoff. Deshalb sollte man hier Hornspäne zufügen.

 

14.15 Uhr Irmhild Budek , Martina Windmüller, NABU - Projektgarten Berlin-Pankow,
"Erste praktische Erfahrungen mit Terra Preta bei der Anwendung im Kleingarten"

Beide Frauen stellen ihren Garten vor.

Wichtige Prinzipien und Methoden :

  • Standortgerechte Auswahl der Kulturen, die angebaut werden

  • Mischkulturen von Gemüse mit Blumen, eigene Samengewinnung

  • Mulchmethode und Kompost sind organische Düngemethoden

  • keine Herbizide, Insektizide und Fungizide

  • Honigbienen im Garten

  • Eine artenreiche Hecke als Grenze des Gartens

  • Torf-und giftfreie Arbeit

  • Anlage einer Benjeshecke

Seit drei Jahren arbeiten sie nun mit Terra Preta, um den nährstoffarmen Sandboden

zu verbessern. Das Studium der Literatur von Ute Scheub „Terra Preta- Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“ und Teruo Higa „Eine Revolution zur Rettung der Erde“ waren Grundlage ihrer Arbeit.

Ausgangspunkt sind die Effektiven Mikroorganismen (EM), die ein Gemisch aus Milchsäurebakterien, Phototrophen Bakterien, Hefen und Aktinomyceten sind

Diese EM fermentieren sehr schnell alle organischen tierischen und pflanzlichen Rohstoffe nach dem „Sauerkrautprinzip“

Aus Eimern mit Deckel schufen die Frauen Gärbehälter zur Herstellung von Küchen-Bokashi, welches das organische Material durch die Fermentation in einen energiereicheren Dünger umwandelt, der den Gartenboden außerdem durch die regenerativ wirkenden Mikroorganismen belebt und produktiver macht.

Der Begriff Bokashi kommt aus dem Japanischen und bedeutet in etwa „fermentiertes organisches Allerlei“.

Durch den Einsatz von Terra Preta-Streu (Terra Preta bedeutet Schwarze Erde) wird das Bokashi nun wesentlich verbessert.

10 L Terra Preta-Streu werden aus 80 % Pflanzenkohlepulver, 20 % Gesteinsmehl und je 1 L EM (Effektive Mikroorganismen) und Urin hergestellt. (bei dem Kohlepulver muss unbedingt auf gute Qualität geachtet werden, d.h., dass z.B. keine Schwermetalle und andere Giftstoffe enthalten sind)

Dabei kommt dem Pflanzenkohlepulver die Hauptbedeutung zu. Die Kohlepartikel bilden insgesamt eine riesige Oberfläche und können nicht nur Nährstoffe speichern, sondern sind auch ein Refugium für Mikroorganismen.

Mit 10 LTerra Preta-Streu können 100 L Terra Preta hergestellt werden, also sehr gute stabile Erde, mit der Böden nachhaltig verbessert werden können.

Zusammenfassung durch Kerstin Götter

Sie wertet die Veranstaltung als ersten erfolgreichen Erfahrungsaustausch zum Thema Bodenfruchtbarkeit. Der Boden wurde aus der Sicht der Entstehung, Zusammensetzung und Wirkung betrachtet. Die einzelnen Beiträge enthielten die verschiedenen Methoden der Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Sie enthielten für Landwirte, Gärtner und Kleingärtner verschiedene Denkansätze. Wir sollten diesem Thema weitere Aufmerksamkeit widmen.

Wer sich mit Terra Preta und den anderen Themen des Workshops näher beschäftigen möchte, kann sich in der angefügten Liste über empfehlenswerte Quellen informieren.

 

Quellen zur Vertiefung der Themen zum Bodenworkshop am 20.02.16 im Haus der Naturpflege finden Sie:

 

zu Terra Preta

www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/erneuerbareenergien/terrapreta_vogel.pdf

 

U.Scheub, Haiko Pieplow, Hans-Peter Schmidt "Terra Preta Die schwarze Revolution aus dem Regenwald", oekom München,2014

 

Effektive Mikroorganismen (EM)

Teruo Higa, "Effektive Mikroorganismen", 2005,2006 Organischer Landbauverlag Kurt Walter Rau

Teruo Higa, "Eine Revolution zur Rettung der Erde", 2009 edition EM, Bremen

 

Konventionelle Landwirtschaft und nachhaltige Bewirtschaftung der Böden

http://www.der-dannenberger.de/

http://www.land-wirt.info/

 

Weiterhin zu empfehlen:

Naturmagazin Berlin Brandenburg 1/16 in Naturschutz heute 1/16 NABU Magazin

Humus und Boden I von Dr.Manfred Kriegl, Heidi Rudolph, EM-Journal 14,November 2005

http://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/un-jahr-des-bodens